Mittwoch, 10. September 2008

Wieder daheim

Bei ruhiger See unter Vollzeug gestern nach München gelaufen, nicht ohne vorher bei meinem Vater kurz Anker zu werfen. War ne schnelle Überfahrt, so wie ich es auch von der SLISAND gewohnt bin. Mit dem Auto ein ganz neues, ungewohntes Gefühl.

Auch zu Hause ist alles etwas ungewohnt. Wenn ich an den Wasserhahn gehe, sucht mein Fuß automatisch die Pumpe fürs Wasser. Und im großen Bett ohne Platzbeschränkung und Möglichkeiten sich zu stoßen wache ich querliegend und orientierungslos auf.

Nun die Fragen von allen Seiten, "wie wars?" oder besser: "hast du dir das alles so vorgestellt?"

Komisch, die erste Frage ist schwer zu beantworten, weil einfach soviel passiert ist, so viele neue Eindrücke, so viel Gefühl, rauf und runter. Ich denke, die die hier mitgelesen haben können mir da eher eine Antwort geben. Für alle anderen muss ich noch eine Antwort finden, die in maximal 10 Minuten die letzten 4 Monate zusammenfasst.

Die Frage, ob ich mir das alles so vorgestellt habe, ist nicht leichter.

Was hatte ich eigentlich für Erwartungen? Weiss nicht so recht. Neue Horizonte, neue Menschen, neues Lebensgefühl - frei, selbstbestimmt. Ja, das hat sich alles erfüllt. Ich wollte auch testen, ob ein Leben auf dem Boot dauerhaft möglich wäre. Ja, ganz eindeutig.

Wovor hatte ich am meisten Angst? Vor schlechtem Wetter (es hätte ja dauernd regnen und stürmen können) und davor, dass es zu Streit mit den Mitseglern kommt. Beides war glücklicherweise nicht der Fall.

Und Angst vor einer großen Panne (Mastbruch, Leck usw.) welche die Reise gefährdet hätte. Na ja, es sah ja kurz mal so aus (Motorschaden), war aber nur ein Sturm im Wasserglas und hat eher Positives zur Reise beigetragen. In der Not lernt man schnell Menschen kennen, lernt sich zu helfen und zu organisieren. Und in dem besonderen Fall lernte ich meinen Motor in vielen Details kennen und kann mir nun eher selbst helfen als vorher.

Ja, ich habe diese Reise genossen, habe viele liebe neue Freunde gefunden und viele nette Abende mit ihnen verbracht. Dazu habe ich einzigartige Natur (Schärengarten) und schöne Segelerlebnisse (Segeln durch den weißen Nächte) erlebt. Und viele Erfahrungen mit meinem Schiff gesammelt, das jetzt ein fester Teil von mir geworden ist und zu dem ich großes Vertrauen in allen Situationen habe.

Ich habe alle Termine für die Crewwechsel einhalten können. Dennoch glaube ich, dass ich hier den einzigen organisatorischen Fehler bei dieser Reise gemacht habe. Unterwegs hat mir jemand seine Methode zum Crewwechsel erzählt. Statt wie ich Monate vorher feste Termine und Orte zu vereinbaren, gibt es bei ihm nur entweder oder.

Entweder du willst einen festen Termin und ich sage dir kurz vorher wo ich bin, oder du willst einen Ort zugesagt haben, dann sage ich kurz vorher wann ich da bin. Dadurch kann man besser mit dem Wetter reisen, kann Pannen oder sonstige Aufenthalte freier planen und steht nicht wie ich manchmal unter Druck.

Außerdem würde ich mir beim nächsten Mal glaube ich freie Tage alleine zwischen zwei Crews nehmen und keine wöchentlichen Wechsel mehr einplanen. Das strengt doch an. Gerade hat man sich aneinander gewöhnt, ist schon wieder ein Abschied da. Und Abschied nehmen war bei dieser Reise nicht meine Liebingsbeschäftigung.

Sonntag, 7. September 2008

Endspurt


Da zieht mal wieder was auf.

Im Museumshafen Flensburg...

...liegt auch zur Zeit die Dagmar Aaen

Letzte Meilen in diesem Sommer


Höruphavn

Endstation 2008


Traumsegelwetter heute am letzten Segeltag. Wir segeln noch etwas kreuz und quer in der Flensburger Förde.

Nur mit Simon bin ich letzte Woche von Schleimünde nach Flensburg gesegelt, bei guten Winden, aber regnerischem Wetter. Dort haben wir etwas Stadturlaub gemacht, Schifffahrtsmuseum und Museumshafen waren sehenswert. Abends hatten wir Besuch von Freunden. Am Freitag kamen dann auch Johannes und Heilke wieder an Bord.

Gestern verbrachten wir einen leider viel zu kurzen Segeltag auf dem Weg nach Höruphavn. Das Boot ist einfach zu schnell und die Ostsee manchmal zu klein.

Und heute ist ein so schöner Spätsommertag, dass ich gar nicht darüber nachdenken mag, dass wir später in den letzten Hafen für dieses Jahr einlaufen werden. Doch für morgen ist schon wieder Regen angesagt und so hoffe ich heute alle Segel trocken in ihren Sack zu bekommen. Dann bleiben noch 2 Tage um das Boot winterfein zu machen.

Auch 4 1/2 Monate gehen mal zu Ende. Es war trotz der Aufs und Abs ein ganz toller Segelsommer. Eine Rückschau und auch technische Zusammenfassung gibt es, wenn ich wieder zu Hause an einem "richtigen" Rechner sitze und nicht alles mit den Fingerspitzen in mein Handy tippen muss. Internet im Hafen ist hier in der Förde nicht stark verbreitet.

Montag, 1. September 2008

Ende


Eine Fete macht auch Arbeit. Aber Bierfässer schleppen ist ja keine richtige Arbeit.

Simon in Schleimünde

Der leere Hafen von Schleimünde. Der Raddampfer nimmt gerade die letzten Touristen mit.




Schleimünde


Eigentlich bin ja angekommen und der Blog sollte nun zu Ende sein. Aber mich stört es immer, wenn man Segelbücher liest, die mit dem Ankommen aufhören. Wie geht es denn weiter, was haben die danach gemacht?

Nun, viel habe ich gerade nicht zu berichten. Am Donnerstagabend liefen wir in Kappeln ein und ein kleines Empfangskomitee war schon zugegen. Nicht wegen meiner Reise, nein, sondern weil wir hier das Ostseetreffen des http://www.segeln-forum.de/ haben sollten. Aber somit bekam ich zumindest eine kleine Willkommensparty.

Auch andere am Steg hatten ihre Länderflaggen gesetzt. Ich hatte zwar nicht die längste Flaggenparade, aber wohl seemeilenmäßig die längste Reise gemacht.

Um es kurz zu machen: Wir hatten ein wunderbares Wochenende mit vielen neuen Bekanntschaften bei bestem Wetter. Und Sonntag dann einen Klasse Segeltag mit Heilke und den Jungs. Im Nu waren wir bei besten Segelbedingungen und Sonnenschein in Schleswig, wo ich abends noch mit 2 Forumsbooten verabredet war.

Heute Morgen klingelte um 6 Uhr der Wecker. Für Johannes ging der Arbeitsalltag los. Er macht ein einwöchiges Berufspraktikum bei einer Werft um sich den Beruf des Bootsbauers anzuschauen.

Simon und ich sind vor einer Regenfront bei wenig Wind, aber Schiebestrom nach Schleimünde gesegelt. Obwohl ich ja schon seit fast 20 Jahren hier segle, war ich noch nie in diesem besonderen Hafen. Im Sommer meist recht voll, habe ich ihn gerne gemieden. Nun - mit nur 7 Booten belegt - ist es ein Klasse Erlebnis.

Ein Naturschutzgebiet, das nur von Wasser erreicht werden kann. Am Leuchturm winkt man den Booten zu die in die Schlei fahren. Vom Strand aus kann man fast bis Dänemark sehen. Leider kann man nicht weit laufen, da die gesamte Halbinsel ein Vogelschutzgebiet ist und nicht betreten werden darf.

Der am Wochenende zurückgekehrte Sommer scheint es leider sehr eilig gehabt zu haben und hat sich schon wieder verzogen. Er hinterlässt dunkle Wolken und kalte Luft.